Was tun damit
Nur eine schwarze Taste, demontiert, und ein paar lose Teile ihrer Anschlag-
Feinmechanik: Man könnte Holz-Maschinenbau studieren oder als Tischlerin
sich womöglich gar nicht so sehr überfordern (wie seinerzeit Herr Steinweg
aus Wolfshagen). Und doch: Achtundachtzigmal mit gleicher Präzision das
Dutzend Knöchelchen, achtundachtzigmal die doppelte Repitition und saubere
Dynamik und selbst bei falschem Fingersatz die Möglichkeit zum richtig guten
Ton. Keines von den über tausend Teilen klemmt, quietscht oder klappert, wenn
es gutgeht und man achtgibt, aber üben muss man schließlich auch, viel üben,
und der Apparat macht alles mit, und zwar hiermit.
Welches Teil mag worauf wirken, wie ausgewogen und gelagert, geradezu
evolutionär gewachsen und auch wieder überhaupt nicht, sondern gemacht,
erdacht, probiert, verworfen, verbessert; sobald ich eines der Teile in die
Hand nehme, höre ich das vielhundertfache Scheitern der Ahnen und Urahnen,
die auch gefällt, gesägt, geschnitten und geschnitzt, gebohrt, gekoppelt und
eingesetzt wurden und dann ausstarben: Zu dünn, zu schwer, zu langsam, zu
leise, zu teuer, zu schnell kaputt, und dabei rede ich noch gar nicht von Musik.
Anbei (= demnächst) also die Wunderwerkfragmente unverrichteter Dinge
zurück. Danke für den Blick in Euren partizipativen Teilchenentschleuniger;
kommt mir in Zukunft wieder ein Tasteninstrument aus Holz vor Ohren, höre
ich ein Extra-Handwerk mit und gewinne viel dabei.
“Was tun damit”- Text Kai Wetzel 2021